Das Geheimnis der Menora (German Edition) by Lionel Davidson
Autor:Lionel Davidson [Davidson, Lionel]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783955305833
Herausgeber: Edel:eBooks
veröffentlicht: 2015-03-17T16:00:00+00:00
3
Die Kebabs steckten auf fast rotglühenden Spießen. Wir aßen sie in dem kleinen arabischen Laden und tranken noch einen türkischen Mokka, bevor wir durch die dunklen Straßen Jaffas zum Al Raschid schlenderten.
Er hatte einen Tisch reserviert, was ganz günstig war, denn es war bereits nach zehn, und der Keller war gerammelt voll. Es herrschte eine ausgesprochen weltliche Atmosphäre, fiel mir auf, und belustigtes Staunen folgte uns, als wir zum Tisch geführt wurden.
»Es ist Ihr Hut«, sagte Shimshon überflüssigerweise. Er weidete sich an meinem Unbehagen. »Der ruft hier Erstaunen hervor. Sie könnten ihn abnehmen.«
»Nein, danke.« Ich wußte nicht, was sie ihm erzählt hatte, aber meine kinoreifen Bandagen würden wohl noch weit mehr Erstaunen hervorrufen. Außerdem hatte der Hut mein Gesicht auf feine und nicht unangenehme Weise verändert. Ich hatte mich bereits an ihn gewöhnt.
Offensichtlich sorgte er für gute Bedienung. Die erste Kabarettnummer war gerade beendet, und die Bauchtänzerin näherte sich mit lasziven Bewegungen. Während des Applauses setzte sie sich auf meine Knie. Weitaus angenehmer war, daß sich der Kellner beim ersten Wink sofort in Trab setzte.
Ich saß da und leerte eine Flasche Weißwein. Die anderen waren enthaltsam, während die Tänze weitergingen. Der Wein war gut, Avdat, aus den steinigen Hochländern der Negev-Wüste. Man mußte eine gewisse Menge trinken, um sich an den erdigen Geschmack zu gewöhnen. Ich trank eine gewisse Menge und bestellte dann eine weitere Flasche. Im Verlaufe dieser Flasche begann ich, mich wunderbar zu fühlen.
Es war viel besser, lebendig zu sein statt tot. In Tel Aviv war es viel schöner als beispielsweise in Amman. Es war auch viel netter, hier erdigen Avdat zu trinken als irgend etwas anderes. Das Leben ging natürlich weiter, dachte ich und seufzte tief. Zerstreut beobachtete ich, wie Shimshon anfing, an seinem Knie herumzuklopfen. Er schien Zigarettenkippen und Asche von seinem Knie zu klauben und sie dann zurück in den Aschenbecher zu legen. Irgend etwas stimmte mit den Augen dieses Kerls nicht. Ulkige kleine rote Punkte funkelten in ihnen, wenn er einen ansah.
Ich seufzte wieder tief und beobachtete, wie die roten Punkte schon wieder aufglommen und er an seinem Knie herumzupfte. Eine merkwürdige Leidenschaft. Er rückte den Aschenbecher von mir weg. Ich brauchte den Aschenbecher offenbar und nahm ihn wieder an mich. Der Kerl wollte ihn nicht herausgeben, und schon wieder zupfte er an seinem Knie herum. Wirklich komisch.
»Du bläst die Asche auf Shimshons Knie.«
»Ach, das ist es«, sagte ich und sah ihn freundlich an.
»Wie gut, daß Sie da sind«, sagte ich unverständlicherweise.
»Bist du sicher, daß dir der Wein guttut?«
»Ist etwas damit nicht in Ordnung? Er schmeckt mir hervorragend.«
»Dein Kopf.«
»Ach, ich verstehe, was du meinst. Mach dir keine Gedanken darüber«, sagte ich ihr. »Das Leben geht schließlich weiter.«
Und das tat es auch, wohl oder übel. Wohl oder übel? Wohl oder übel, zurück an die Front, heißt es, und das Gegenteil ist gemeint, wie bei den klugen Männern im Vayishlach. Irgend etwas war wichtig an diesen klugen Männern, weil es mir so wichtig war, sie im Kopf zu behalten. Was war es ...?
Mir war, als schwebte
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